800 Jahre Kirchseelte

Vom 23. bis 25. September 2011 feierte die Gemeinde Kirch- und Klosterseelte mit einem großen Festwochenende ihren 800. Geburtstag.

Hier finden Sie Informationen zur Geschichte des Dorfes.

Geschichte eines Dorfes

Kirchseelte wurde urkundlich im Jahre 1211 als Selete erstmalig erwähnt. Aus den danach erstellten Urkunden ist zu erkennen, dass es in Selete zwei separate Siedlungen gegeben hat. Es wurde die Orte Honselethe (1231) und Dahlselte (1253) urkundlich erwähnt.

Territorialherren in dieser Zeit waren die Grafen von Bruchhausen. In der Folgezeit wechselten die Besitzverhältnisse häufig, da das Amt Harpstedt, zu dem Kirchseelte seinerzeit gehörte, als Pfand- oder Tauschobjekt genutzt wurde. Die Gebietsherrschaft übernahmen dadurch abwechselnd die Grafen von Hoya, die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, die Oldenburger und die Delmenhorster Grafen. Mit einem Feldzug eignete sich der Bischof von Münster das Amt Harpstedt für mehrere Jahrzehnte an. 1547 eroberte Graf Anton I. von Oldenburg die Stadt Delmenhorst und das Amt Harpstedt wieder zurück. Aufgrund von Verträgen fiel es 1667 dann an das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg.

Was so mit dem ganzen Amt Harpstedt geschah, geschah auch mit den einzelnen Hofstellen. Sie wurden verkauft, getauscht oder sogar verschenkt. Das Kloster Heiligenrode wurde dadurch Eigentümer der meisten Hofstellen in Klosterseelte. Dies war ausschlaggebend für die Namensänderung Dahlseltes, welches Klosterseelte genannt wurde. Honselethe wurde wegen der Kirche, die dort gestanden hat, später Kirchseelte genannt.

Während der Regentschaft des Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg wurde das Amt Harpstedt von Napoleon erobert. Zuerst war es französisch besetztes Gebiet, dann kam es zum „Königreich Westphalen“ und zum Schluss zum französischen Kaiserreich. Nach der Befreiung wurde auf dem Wiener Kongress am 10.12.1814 das Königreich Hannover gebildet. Im Deutschen Krieg kapitulierten die hannoverschen Truppen 1866 nach der entscheidenden Schlacht bei Langensalza. Danach war das Königreich Hannover bis 1918 preussische Provinz.

Gemeinde Kirchseelte - Lesenswert, die Dorfchronik von Angelika und Reinhard Rambusch

Der I. Weltkrieg

Kirch- und Klosterseelte waren von den Kriegshandlungen, die vor allem in Russland und Frankreich stattfanden, nicht unmittelbar betroffen. 102 Männer jedoch erhielten einen Gestellungsbefehl, und am Ende der fast vierjährigen Kriegsdauer beklagten die beiden Dörfer 20 Tote, die bei Kämpfen gefallen oder an Verletzungen gestorben waren.

Der II. Weltkrieg

Nach den Goldenen Zwanzigern, die 1929 in der Weltwirtschaftskrise endeten, übernahmen mit der letzten Reichstagswahl am 5. März 1933 die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland.

In Kirchseelte baute das Regime ab 1935 im Baßmerhoop, einem Waldgebiet im Dörferdreieck Kirchseelte, Dünsen, Gr. Ippener, eine militärische Anlage. Sie wurde bekannt unter dem Namen Luftmunitionsanstalt Dünsen (Muna). Hier wurde die Endmontage von Sprengkörpern durchgeführt.

Während Klosterseelte im Krieg fast keine Schäden zu verzeichnen hatte, wurden die Höfe in Kirchseelte bei 3 Luftangriffen nahezu vollständig zerstört.

Im April 1945 hatte der Spuk vom „Großdeutschen Reich“ für Kirch- und Klosterseelte ein Ende. Ohne Gegenwehr wurden beide Orte von englischen Truppen besetzt.

34 Einwohner aus Kirch- und Klosterseelte sowie Bürstel verloren durch den Krieg ihr Leben.

Flüchtlinge

Noch während des Krieges waren Personen, die in den Ballungszentren durch alliierte Bombenangriffe ihre Wohnung verloren hatten, unterzubringen. Nach Ende des Krieges kamen dann die Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten dazu. Hatte Kirchseelte vor dem Krieg 358 Einwohner, so stieg die Zahl bis 1950 auf 823 Personen an. Um die Enge in dem zur Verfügung stehenden Wohnraum zu mildern, wurde begonnen, Bunker und Gebäude in der Muna zu Wohnzwecken herzurichten. Auch die Barackenunterkünfte, in denen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht waren, dienten anschließend der Flüchtlingsunterbringung.

Anfang der 50-er Jahre begannen die Flüchtlinge durch den Bau von neuen Häusern ihre Wohnsituation zu verbessern.

Haben Sie Interesse an der Chronik?

Im Gemeindebüro des Dorfgemeinschaftshaus Kirchseelte können Sie die Chronik käuftlich erwerben.

300 Seiten geballte Geschichte

Angelika und Reinhard Rambusch stellten Kirchseelter Dorfchronik vor.

Groß war das Interesse an der neuen Kirch- und Klosterseelter Dorfchronik. Gut 100 Zuhörer waren der Einladung von Angelika und Reinhard Rambusch ins Dorfgemeinschaftshaus gefolgt. Dort stellte das Ehepaar die von ihm verfasste Chronik vor. 300 Seiten stark, mit vielen historischen Bildaufnahmen, Grafiken und Zeichnungen, ist das Buch im DIN-A4 Format rechtzeitig zum 800-Jährigen Jubiläum Kirchseeltes fertig geworden.

Bürgermeister Walter Raem erhielt die offiziell erste Ausgabe der Chronik übereicht. „Einfach nur Danke zu sagen wäre zu wenig“, sagte Raem mit Blick auf die dreijährige Arbeit des Ehepaars. Um sich vom Stress der historischen Detektivarbeit zu erholen, spendierte die Gemeinde Kirchseelte Angelika und Reinhard Rambusch ein Wochenende im „Haus am Meer“ in Bad Zwischenahn.

Das Ehepaar las aus einigen Kapiteln der unterschiedlichen Zeitepochen Kirch- und Klosterseelter Geschichte vor. Dabei gab es auch einige Anekdoten, deren Ausgang Reinhard Rambusch aber nicht verriet. „Das können Sie im Buch nachlesen“, warb er schelmisch für den Kauf einer Chronik.

Erhältlich ist der Geschichtswälzer ab Montag, 12. September zum Preis von 20 Euro im Gemeindebüro und im Dreimädelhaus in Kirchseelte, im „Klösterli“ in Heiligenrode und bei Schreibwaren Beuke in Harpstedt. Und natürlich ist die Chronik auch am Jubiläumswochenende vom 23. bis is 25. September zu erwerben.

Helga Rüthing begleitete die Lesung musikalisch auf ihrer Gitarre und mit Gesang.

Schon eine Stunde vor Beginn der Lesung waren die Bürgerinnen und Bürger ins Dorfgemeinschaftshaus geströmt. Sie wollte die umfangreiche Bilderausstellung sehen, die Angelika und Reinhard Rambusch als „Nebenprodukt“ zu den Arbeiten an der Chronik erstellt hatten.

„Ich habe rund 1600 Bilddaten auf meinem Laptop, die ich zum Großteil von alten Aufnahmen eingescannt habe“, verriet Reinhard Rambusch. Unter den Betrachtern auch der Wildeshauser Wolfgang Brand, der aus seinem eigenen umfangreichen Archiv Aufnahmen für die Ausstellung beisteuerte.

Zu sehen sind die gut 150 Aufnahmen noch bis zum 25. September, dem Sonntag des Jubiläumswochenendes im Dorfgemeinschaftshaus. Geöffnet ist die Ausstellung Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 17 bis 19 Uhr.